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12.10.2021

In der Tafel gibt es jetzt auch Bücher für Kinder zum Mitnehmen

In der „Recklinghäuser Tafel“ gibt‘s jetzt auch Bücher. Lesestoff für kleine, neugierige Menschen.

1.260 Kinderbücher sind in der Einrichtung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen e.V. an der Herner Straße 47 angekommen. In diesen Tagen werden sie kostenlos ausgegeben. Die Aktion macht die „Selbst.Los!“-Kulturstiftung möglich mit ihrem bundesweiten Projekt „Kinderbücher für die Tafeln“.

In der Tafel können Menschen mit wenig Einkommen einmal in der Woche günstig Lebensmittel einkaufen. Ab Montag (18.Oktober) findet sich in einem rollenden Regal in der Einrichtung auch geistige „Nahrung“. Kinder der Tafel-Kundschaft können sich ein Buch aussuchen und es kostenlos mitnehmen. Die Auswahl ist riesig: Vorlesebücher, Bilderbücher, Erstlesebücher, Malbücher und Freundschaftsalben, auch CDs mit spannenden und abenteuerreichen Hörgeschichten sind dabei. „Da nichts für sich zu finden, wird wohl schwierig“, sind sich SkF-Ehrenamtskoordinatorin Renata Eifert und Tafelkoordinator Daniel Ruppert sicher.

Hinter der Buchspende steckt die 2007 gegründete „Selbst.los!“-Kulturstiftung des Verlegerehepaares Annelie und Wilfried Stascheit. Sie finden, Bücher sein Eigen zu nennen, sei eine wichtige Erfahrung, die man Kindern nicht vorenthalten dürfe. 2009 startete das Ehepaar daher die Kampagne „Kinderbücher für die Tafeln“. Das Projekt wirbt fürs Bücherlesen von klein auf. Es will bei Mädchen und Jungen die Freude am Lesen wecken und ihre Lesekompetenz fördern. „Dazu können jetzt auch wir beitragen. In der heutigen digitalen Welt gehen Bücher etwas unter. Dabei ist es doch schön, Kindern ein Buch zu schenken, gerade bei Kindern aus Familien mit wenig Einkommen“, sagt Gabriele Bongers aus dem ehrenamtlichen SkF-Vorstand.

Das Prinzip dahinter kommt den „Tafel“-Ehrenamtlichen ziemlich bekannt vor: So wie die „Tafeln“ Lebensmittel sammeln und verteilen, sammelt die Stiftung bei Verlagen neue Kinder- und Jugendbücher ein. Zum Teil stammen sie aus Überproduktionen. Vor Ort übernehmen dann Buchhandlungen die Rolle der „Buchvermittler“. In Recklinghausen sind das die Buchhandlung Musial, Heilige-Geist-Straße 3, der Buchladen Attatroll, Herner Straße 16, und „Britts Bücherforum“, Bochumer Straße 137. Die drei Buchhandlungen haben die Bücher bestellt, dort sind sie angeliefert und von den Ehrenamtlichen der Tafel abgeholt worden.

„Wenn das Geld knapp ist und es an allem mangelt, dann stehen Bücher sicher nicht ganz oben auf der Einkaufsliste“, erklärt Patrick Musial, Inhaber der gleichnamigen Buchhandlung. „Es ist daher wichtig und richtig, auch den Kindern, die in prekären Verhältnissen aufwachsen, etwas zu ermöglichen, was für uns selbstverständlich ist: eigene Bücher."

Britta Ratajczak vom „Britts Bücherforum“ sagt: „Mitzumachen ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich habe nicht überlegt, weil ich finde, dass jedes Kind, jeder Jugendliche ein eigenes Buch besitzen muss. Bücher sind für viele Familien ein Luxusgut, weil sie es sich nicht leisten können. ,Ich besitze ein Buch‘ muss aber jeder sagen können. Dann kann bei Kindern auch Freude und Leselust aufkommen. Hier hilft die Recklinghäuser Tafel des SkF. Das ist das Schöne daran, Kindern mit Lesestoff zu versorgen.“

Inhaber Ralf Kropla aus der Buchhandlung „Attatroll“ findet: „Leseförderung ist eine Aufgabe des Buchhandels. Wir machen hier schon sehr viel, in jedem Jahr den Vorlesewettbewerb in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Wir packen Lesetüten zur Begrüßung der Erstklässler. Da passt das Angebot des SkF für Kinder, die aus welchen Gründen auch immer finanziell nicht so gut dastehen, wirklich gut dazu. Das Projekt ist sehr lobenswert.“

Tafel-Koordinator Daniel Ruppert hatte die Buchhandlungen als Partner der Aktion angefragt und schnell ihre Zusage erhalten: „Über die Unterstützung von gleich drei Buchhandlungen in Recklinghausen freuen wir uns natürlich und danken dafür sehr.“

Insgesamt 21 Bücher-Pakete hat der SkF Recklinghausen erhalten. Und diese Pakete haben es wirklich in sich: In jeder Kiste stecken 60 Bilder- und Kinderbücher, und in jeder Kiste ist für die verschiedenen Altersstufen die passende Lektüre dabei.

Das Projekt ist keine Konkurrenz für den Buchhandel. Die Bücher werden ausschließlich über die Tafeln und andere wohltätige Organisationen an Kinder verteilt, die sich aufgrund ihrer prekären Familiensituation keine Bücher kaufen können. Bundesweit sind so schon über eine Million neue Kinder- und Jugendbücher verteilt worden.

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