14.02.2022
Bischof Genn: Sich der eigenen Verantwortung stellen
Auf die aktuelle Kirchensituation sind der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, und Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp am Freitag, 11. Februar, auf der Sitzung des Diözesanrates im Bistum Münster eingegangen.
Zudem informierten Bischof Genn und die KAB-Diözesanvorsitzende Brigitte Lehmann über die jüngste Synodalversammlung im Rahmen des Synodalen Wegs in Deutschland.
Bischof Genn bezeichnete die aktuelle Kirchensituation als „sehr dramatisch“. Die Veröffentlichung des Gutachtens zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising sowie die Initiative #outinchurch hätten noch einmal gezeigt, wie viel Leid Menschen im Raum der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten auf ganz unterschiedliche Weise zugefügt worden sei. „Jeder, der im Raum der Kirche hierfür Verantwortung hatte und hat, muss sich dieser Verantwortung stellen. Und da beginne ich nicht bei anderen, sondern bei mir selbst“, sagte der Bischof. Er betonte, dass das Bistum Münster bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs bewusst einen anderen Weg gegangen sei als andere Bistümer: „Die Historikerkommission der Universität Münster, die den sexuellen Missbrauch im Bistum Münster untersucht, arbeitet in völliger Unabhängigkeit von uns. Sie hat freien Zugang zu allen Akten, die sie einsehen will. Sie wird wohl im Juni ihren Bericht vorlegen. Erst dann werde auch ich die Ergebnisse der Untersuchung erfahren“, sagte der Bischof.
Im Blick auf den Synodalen Weg und die jüngste Synodalversammlung in Frankfurt betonte Bischof Genn, dass es harte Arbeit sei, Synodalität einzuüben. Am Ende des Synodalen Wegs würden nach der ersten und zweiten Lesung sicher auch einige Kompromisstexte verabschiedet werden, „aber insgesamt sind wir uns doch sehr einig, dass die Kirche einen Weg der Erneuerung gehen muss“, sagte der Bischof.
Auch die KAB-Diözesanvorsitzende Brigitte Lehmann berichtete von der Synodalversammlung. Sie betonte, dass der Synodale Weg nach ihrer Einschätzung auf einem guten Weg sei, „die Zeichen der Zeit zu erkennen“. Die Texte, die alle mit großer Zustimmung verabschiedet worden seien, zeigten, dass es notwendig sei, die Strukturen der Kirche zu verändern. Die Zukunft der Kirche liege in der Synodalität. „Kleriker und Laien können nur gemeinsam das Vertrauen der Gläubigen wieder gewinnen“, ist Brigitte Lehmann überzeugt. So seien Laien künftig etwa auch in die Beratungen zur Bestellung eine Bischofs einzubeziehen. „Es ist wichtig, dass wir jetzt hier im Diözesanrat diese Beschlüsse an die Basis tragen und allen Gläubigen Mut machen, sie umzusetzen und zu leben“, unterstrich sie.
Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp ging auf die Notwendigkeit einer Reform des kirchlichen Arbeitsrechts ein. Er betonte, dass das derzeitige Arbeitsrecht zu viel Leid bei Mitarbeitenden der katholischen Kirche geführt habe. „Es darf im kirchlichen Arbeitsrecht keine Sanktionen mehr geben, die wegen der sexuellen Orientierung oder dem Familienstand von Mitarbeitenden ergriffen werden. Das muss für alle Berufsgruppen gelten, auch für die Mitarbeitenden in der Seelsorge“, sagte der Generalvikar.
Weitere Themen der Sitzung waren die Engagementförderung im Bistum sowie die strukturellen Veränderungsprozesse im Bistum und im Bischöflichen Generalvikariat. Zudem sprach der Diözesanrat über den weltweiten synodalen Weg.
Der Diözesanrat ist das oberste synodale Mitwirkungsgremium. Durch ihn nehmen die Gläubigen des Bistums an der Leitung des Bistums durch den Bischof teil. Aus den vielen Feldern kirchlicher Arbeit kommen hier Vertreterinnen und Vertreter zusammen, um an den zentralen Entscheidungen im Bistum mitzuwirken und den Bischof zu beraten.