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10.05.2022

"Mein Sohn hat sich immer weiter zurückgezogen, aus Angst, etwas falsch zu machen"

Frau B. ist Mutter eines heute 10-jährigen Jungen aus unserer Gruppe für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien. Sie möchte andere Eltern ermutigen, dass auch sie ihrem Kind die Teilnahme am Angebot ermöglichen.

Frau B. ist Mutter eines heute 10-jährigen Jungen aus unserer Gruppe für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien. Sie möchte andere Eltern, die sich in einer Trennungs-und Scheidungssituation befinden, ermutigen, dass auch sie ihrem Kind oder ihren Kindern die Teilnahme am Angebot des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen e.V. ermöglichen. Ihr Sohn war neun, als er an den 15 Treffen teilnahm. Im Interview erzählt sie, wie sich ihr Sohn in der Trennungsphase verändert hat, was die Gruppentreffen bewirkt haben und wie selbstbewusst er schließlich einer Klassenkameradin in ähnlicher Situation zur Seite stehen wollte.

Wie alt war Ihr Kind, als Sie sich getrennt haben? Sieben Jahre.

Wie lange dauerte Ihre Beziehung? Haben sie zusammengewohnt? 18 Jahre. Ja.

Hat es lange gebraucht, bis die Entscheidung zur Trennung für Sie feststand? Das hat ganz lange gedauert, bis ich die Entscheidung getroffen habe.

Glauben Sie, dass Ihr Kind in dieser Zeit etwas mitbekommen hat? Wenn ja, was? Ja, den schroffen Ton des Vaters zu mir. Der Vater hatte oft schlechte Laune, später verhielt er sich mir und auch unserem Sohn gegenüber aggressiver und hat zum Schluss hin sogar Gegenstände geschmissen. Zuerst dachte ich, dass mein Sohn nichts mitbekommen hätte. Aber später hat er mir von verschiedenen Situationen erzählt.

Woran haben Sie gemerkt, dass Ihr Sohn mitbekommen hat, dass Sie und Ihr Partner sich in einer Trennungsphase befinden? Er hat sich immer mehr zurückgezogen – aus Angst, etwas falsch zu machen, nicht nur in Konfliktsituationen.

Wer hat dem Kind von der Trennung erzählt? Wie haben Sie es mitgeteilt? Ich habe ihm davon erzählt. Morgens vor dem Schulunterricht, weil er mich nach meinem Befinden gefragt hat und den Grund wissen wollte. Ich wollte ihn nicht belügen. Eigentlich war das anders von mir geplant. Ich wollte es in Ruhe am Wochenende berichten.

Hatten Sie mit der Entscheidung der Trennung sofort die Idee, dass Ihr Kind Unterstützung von außen braucht? Nein.

Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Entscheidung zu überlegen? Die Beziehung zwischen mir und meinem Sohn wurde immer schwieriger. Er wurde immer aggressiver und wir haben viel miteinander geschrien.

Gab es Unterstützung für Ihr Kind von Familie oder Freunden? Ja, die Großeltern. Wobei es nicht wirklich hilfreich war, denn sie waren als meine Eltern doch sehr befangen und haben sehr gegen den Vater gewettert. Außerdem half meine Freundin. Sie hat meinem Sohn Abwechslung und damit Ablenkung gegeben.

War dies hilfreich für Ihr Kind? Wo könnte Ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen Hilfe von Familie und Freunden und der Hilfe von außen liegen? Sicherlich ist man von außen nicht so befangen und hat einen anderen Blick auf die Geschehnisse. Neutralität wäre für meinen Sohn sicherlich besser gewesen.

Haben Sie selbst zuvor schon Erfahrungen gemacht mit einer Hilfe von außen? Als Kind hatte ich selbst Hilfe durch die Jugendhilfe. Als Erwachsene hatte ich für die Trennungssituation ein Telefonat mit der Erziehungsberatungsstelle.

Was haben Sie sich vom Gruppenangebot für Ihr Kind versprochen? Mein Sohn sollte sehen, dass er nicht allein ist mit solchen Problemen. Ich habe gehofft, dass er ein anderes Verständnis entwickelt dafür, dass Trennung nichts Schlimmes ist und passieren kann.

Welchen Eindruck hatten Sie bei dem Info-Gespräch, das wir vor dem Start der Gruppentreffen immer mit den Eltern durchführen? Mein Sohn und ich haben die Leiterin des Angebots, Frau Kraus, beim „Tag der offenen Tür“ kennengelernt. Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Wir wurden gut informiert, es wurden uns in einem Rundgang durch den Raum anhand von Materialien die einzelnen Kursstunden erläutert und unsere Fragen beantwortet. Es war mir wichtig, dass mein Sohn dabei gleich mit einbezogen wurde. Er sollte sehen, dass es für ihn ist und nicht für die Erwachsenen.

Haben Sie innerhalb der Gruppenzeit von Ihrem Kind Inhaltliches gehört? Nein. Es kam nur sehr wenig in dieser Zeit. Später erzählte er immer mal wieder von Erlebnissen und Themen. Es kam bei ihm peu à peu.

Hat sich Ihr Kind in dieser Zeit verändert? Ja, er hat mehr das Gespräch zum Thema Trennung gesucht und Fragen gestellt – immer in Bezug auf seine eigene Situation zu Hause.

Wie ist es jetzt einige Monate später? Mit dem Thema Trennung und seiner Situation geht mein Sohn jetzt viel offener um. Er ist insgesamt viel lockerer geworden. Er hat mir erzählt, dass er in der Klasse eine Art Beratungsgespräch übernommen habe. Als er von einem Mädchen und der Trennungssituation ihrer Eltern erfahren hat, hat er ihr gesagt, wütend zu sein und zu weinen sei nicht schlimm. Ich habe richtig gemerkt, wie sein Selbstbewusstsein gestärkt wurde.

Was raten Sie Eltern in der Trennungs-und Scheidungssituation? Als Eltern ist es wichtig, über die Entscheidung der Trennung und Gesamtsituation zu sprechen. Dabei muss man auch gut hören, was die Kinder schon wissen.

Gibt es noch etwas, was Sie Eltern mit auf den Weg geben möchten? Es ist nichts Schlimmes, Hilfe von außen anzunehmen. Viele Menschen denken, es wird einem dann ein „Stempel aufgedrückt“. Aber so ist es gar nicht.

Vielen Dank Frau B., dass Sie anderen Eltern einen Einblick in die Beweggründe gegeben haben, warum Sie Ihren Sohn zu unserer Kindergruppe angemeldet haben.

Die Teilnahme am Angebot des SkF Recklinghausen e.V. für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien ist kostenlos. Eine neue Gruppe startet nach dem Sommer.

Mehr Infos und Anmeldung bei Projektleiterin Martina Kraus, Tel. 0151/ 20567222, E-Mail: martina.kraus@skf-recklinghausen.de.

und auf unserer Homepage.

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