21.01.2025
Einsatz in der Fahrradwerkstatt: Gutes tun - für andere und sich selbst
In der Flüchtlingsunterkunft an der Herner Straße gibt es eine ehrenamtlich bertriebene Fahrradwerksatt, die dringend Unterstützung sucht.
Das Gelände der Flüchtlingsunterkunft an der Herner Straße beherbergt auch eine Werkstatt des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), in der gebrauchte Fahrräder aufgearbeitet werden.
Das Projekt wurde vor fünf Jahren an der Unterkunft angesiedelt, da dieser Standort zentral und damit gut erreichbar ist. Seitdem konnten 700 Fahrräder unentgeltlich an Menschen mit Migrationshintergrund vergeben werden, die damit mobil gemacht wurden.
Um das stemmen zu können, ist der SkF auf die Öffentlichkeit angewiesen, durch Sachspenden und helfende Hände. Denn das Herzstück der Werkstatt sind ehrenamtliche Mitarbeiter, die mit viel Engagement in ihrer Freizeit die alten Schätzchen wieder fahrtüchtig machen. Rolf Euler, langjähriger Werkstattleiter, weiß zu berichten: „Anfänglich waren wir nur zu zweit. Leuten, die uns ihre Räder brachten, war es ein Anliegen, dass diese nicht verkauft wurden, dass sie ein gutes Werk tun, wenn die Räder an die Flüchtlinge weitergeben werden. Auch, dass sie von uns instand gesetzt werden.“
Wie bedeutsam es ist, wenn Flüchtlinge ein Fahrrad erhalten, erklärt Maria Bongers, SkF-Sozialberaterin der Unterkunft, am Beispiel von Frauen: „In einigen Ländern ist es kulturell nicht gerne gesehen, wenn sich Frauen in der Öffentlichkeit aktiv sportlich betätigen, bzw. gibt es gar keine Fahrräder vor Ort. Hier bei uns ist Mobilität eigentlich ein Grundrecht, aber es ist auch nicht immer finanzierbar. Häufig haben nur die Männer einen Führerschein und fahren ein Auto. Mit einem Fahrrad sind die Frauen wesentlich selbstständiger und mobiler. Und sie bewegen sich, was gesund ist. In Recklinghausen kann man ja fast alles mit einem Fahrrad erreichen. Auch die Stadt profitiert: Es gibt keine Abgase. Hinzu kommt der Recycle-Aspekt, der der Umwelt guttut.“
Auch Kinder erhalten ein Fahrrad, die Kleinen, um auf dem Hof zu fahren und die Älteren, um zur Schule zu kommen. Die Vergabe von Rädern erfolgt allerdings immer nur nach Bedarf, d. h. unter Berücksichtigung sozialer Belange, z. B., wenn jemand eine Lehre beginnt oder ein Bäcker nachts zur Arbeit muss.
Die Mitarbeiter haben Spaß an ihrer Arbeit, da sie sehen, dass sie mit den Rädern die Aufenthaltsqualität der Menschen verbessern können. Euler erzählt: „Bei den kleinen Kindern sieht man die wirkliche Freude in den Augen. Auch fühlen wir uns wertgeschätzt. Nicht nur, dass man etwas Gutes für andere tut, sondern man tut auch etwas Gutes für sich selbst! Als Rentner bekommt man eine gewisse Struktur.“ Helmut Klever, einer der Mitarbeiter, ergänzt: „Wir sind ein richtig gutes Team. Allerdings suchen wir auch dringend Verstärkung, Helfer, die mit uns Räder aufarbeiten.“ Bongers macht es noch mal deutlich: „Ja, wir brauchen Ehrenamtliche, die regelmäßig kommen, mit etwas handwerklichem Geschick, jemanden, der gerne noch etwas Sinnvolles in seiner Freizeit tun möchte. Aber wir sind auch immer wieder auf Spenden angewiesen, auf Fahrräder, die uns zur Verfügung gestellt werden.“
Interessierte wenden sich an Maria Bongers, E-Mail maria.bongers@skf-recklinghausen.de, oder telefonisch an die SkF-Zentrale, Kemanstarße 7, Tel. 02361 / 4859821.
Text und Fotos: Dagmar Franke, zunächst erschienen in der „Recklinghäuser Zeitung“ am 6. Januar 2025.