
30.09.2025
Drei starke Frauen, drei bewegende Geschichten – SkF Recklinghausen verabschiedet verdiente Mitarbeiterinnen
Sie haben Kolleginnen geprägt, unzählige Menschen der Stadt begleitet und den SkF Recklinghausen über Jahrzehnte mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrer Persönlichkeit bereichert: Barbara Zenke, Birgit Hoffmann und Maria Bongers.
Nun treten die drei langjährigen Mitarbeiterinnen in den Ruhestand und hinterlassen Spuren, die weit über ihren Arbeitsplatz hinausreichen.
Im April 1983 kam das erste Funktelefon von Motorola auf den Markt, veröffentlichte der „Stern“ die gefälschten „Hitler“-Tagebücher - und Barbara Zenke trat ihren ersten Arbeitstag in der Verwaltung beim SkF Recklinghausen an. Bodenständig, gewissenhaft, authentisch und verlässlich – so beschreiben Kolleginnen und Kollegen die Frau, die 42 Jahre später auf ein beeindruckendes Berufsleben zurückblickt.
Barbara Zenke gehörte dem „Dreamteam“ an, so steht es in der Festschrift zum 80-jährigen Jubiläum des Ortsvereins 1997. Telefon, Tür und Diktate, Zahlen im Kassenbuch eintragen, Formulare auf der Schreibmaschine ausfüllen und später die Umstellung auf Computerprogramme: „Das hat die Arbeit schon sehr erleichtert“, erinnert sie sich. Auf Zuruf reagieren, wenn ein Antrag noch am selben Tag ins Rathaus muss, im Personalwesen den Überblick behalten: Barbara Zenke war immer da.
Die gelernte Rechtsanwalts- und Notargehilfin wurde von Anne-Marie Kleynmans, der damaligen SkF-Vorsitzenden, nach ihrer Kinderpause in die Verwaltung geholt. Damals beschäftigte der SkF fünf Sozialarbeiter*innen – heute sind es 172 Mitarbeitende. Auch im Ruhestand wird Barbara Zenke dem Verein noch mit einer halben Stelle verbunden bleiben. Die passionierte Spaziergängerin und Besitzerin eines beinahe rostfreien VW Jetta möchte aber mehr Zeit mit der Familie verbringen. „Vielleicht suche ich mir neben meinem Ehrenamt in der Liebfrauen-Gemeinde auch noch ein neues Hobby.“
In Südafrika wurden die letzten Apartheid-Gesetze aufgehoben, Deutschland diskutierte die Hauptstadtfrage – und Birgit Hoffmann begann am 15. April 1991 beim SkF Recklinghausen. Die frisch gebackene Diplom-Sozialarbeiterin startete im Migrationsbereich und betreute Geflüchtete in den drei damaligen Notunterkünften an der Wiesenstraße, Halterner Straße („Eier Franz“) und in der alten Schule an der Dortmunder Straße. Gemeinsam mit der Gastkirche organisierte sie eine viel beachtete Umtauschaktion: Bürgerinnen und Bürger konnten ihr Geld wechseln gegen Gutscheine, die die Geflüchteten von den Behörden für den Lebensunterhalt bekamen. „Das Petrushaus war rappelvoll, so viele wollten mitmachen“, erinnert sie sich. Mit dem Geld konnten die Bewohner der Unterkünfte nun diskriminierungsfrei in Supermärkten einkaufen.
Nach anderthalb Jahren wechselte Birgit Hoffmann in die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Dort beriet sie zunächst Eltern in Problem- und Krisensituationen. Mittlerweile hat sie sich spezialisiert auf die Trennungs- und Scheidungsberatung und baute zuletzt das Gruppenangebot für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien auf. „Die Arbeit als unterstützende, beratende Ansprechperson hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Ich habe mich immer gerne der Herausforderung gestellt, Eltern in Krisensituationen zu begleiten, bis sie sich in ihren neuen Rollen als getrenntlebende Eltern gefunden haben.“
Zudem koordiniert Birgit Hoffman den Freiwilligendienst für junge Menschen, die in der Schulbegleitung und im offenen Ganztag einer Grundschule im Einsatz sind. So half sie nicht nur Familien, sondern auch der nächsten Generation beim Start ins Berufsleben.
Schließlich ist es das Jahr 1998: Helmut Kohl muss gehen, Gerhard Schröder kommt, „Titanic“ räumt elf Oscars ab – und Maria Bongers beginnt beim SkF Recklinghausen im Fachbereich Migration. Die gelernte Krankenschwester und studierte Diplom-Sozialarbeiterin widmet sich von Beginn an mit Herzblut der Arbeit mit und vor allem für Geflüchtete.
Ob in der Unterkunft an der Vinckestraße, später an der Herner Straße oder in vielen Projekten: Maria Bongers war über fast drei Jahrzehnte die prägende Ansprechperson für Frauen, Männer und Kinder auf der Flucht. „Ansonsten spricht das Herz“, sagte sie einmal augenzwinkernd auf die Frage nach Sprachkenntnissen – und dieses Motto zog sich durch ihre Arbeit. Sie verstand es, Barrieren zu überwinden, wo Worte fehlten.
Mit einem großen Netzwerk an Ehrenamtlichen und den Hausmeistern in den Unterkünften organisierte sie nicht nur Alltagshilfe, sondern schuf bleibende Projekte: eine integrative Fahrradwerkstatt, in der alte Räder für Geflüchtete fit gemacht werden, die Nähstube an der Friedhofstraße, Sprach- und Nachhilfeangebote, Begleitung zu Ärzten und Ämtern. „Ich sehe mich als Verbindungsglied, als eine Art Drehtür für Menschen, die nach Hilfe suchen“, erklärt sie.
Viele Erfolgsgeschichten tragen ihre Handschrift. Dabei lagen ihr die schulische und berufliche Ausbildung der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen besonders am Herzen – jeder nach seinen Möglichkeiten. Doch Maria Bongers schwieg auch nicht zu Problemen. „Wir brauchen verbindliche Sprachkurse für jeden, der zu uns kommt. Ohne Sprache bleibt Integration auf halbem Weg stehen.“
Ihr privates Umfeld gab ihr Kraft, die oft schwere Arbeit zu bewältigen. Und sie selbst blieb trotz aller Belastung eine Quelle von Energie und Optimismus. „Ich schiebe Menschen an, aber fahren müssen sie allein. Ich kann nicht die Lokomotive sein“, sagte sie einmal. Eine klare Haltung, die sie durch all die Jahre getragen hat. Ganz weg ist Maria Bongers nicht. Sie bleibt dem SkF als ehrenamtliche Ansprechperson für die Nähstube erhalten und behält dazu Handynummer und E-Mail-Adresse.