20.08.2024
Kinder und Kumpel sagen sich „Glückauf“
13 Grundschulkinder aus dem offenen Ganztag des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen e.V. haben an einem ungewöhnlichen Theaterprojekt teilgenommen. „The Human Collider – Wenn sich Kind und Kumpel Glückauf sagen“ lautete der Titel.
Im Mittelpunkt stand die Begegnung: Auf der Zeche Schlägel und Eisen in Herten trafen Kinder auf ehemalige Bergleute. An zwei Tagen haben sie unter Anleitung und mithilfe von vier Theaterpädagogen einen gemeinsamen Auftritt vor Publikum einstudiert. Die Idee: Kinder von heute und Kumpel einer vergangenen Zeit treten in Kontakt miteinander. Der Hintergrund: Im Dezember 2018 – die OGS-Kinder waren gerade geboren - endete das Zeitalter des deutschen Steinkohlebergbaus. Mit Prosper Haniel in Bottrop schloss die letzte aktive Zeche.
Bei Currywurst und Pommes wurden viele Gespräche geführt. Zur Begrüßung durften sich alle namentlich vorstellen und dann das schlimmste Schimpfwort nennen. „Für die Kinder war das ziemlich ungewohnt und aufregend“, berichtet Jennifer Niehöfer, OGS-Fachbereichskoordinatorin beim SkF.
Viele Spiele schlossen sich an. Die Generationen mussten sich gegenseitig in die Augen schauen, lachten beim Stopptanzen gemeinsam über Verrenkungen, spiegelten gegenüberstehend die Bewegungen des Partners und wunderten sich gleichermaßen, was beim Stille-Post-Spiel aus Begriffen alles werden kann.
In kleineren Gruppen wurden Geschichten erfunden. Christin (9) berichtet: "Die Berggeister kommen zur Zeche und drehen das Rad am Förderturm. Sie wollen gemeinsam mit den Bergmännern Kohle abbauen. Das kommt nur einmal im Jahr vor und immer zu einer bestimmten Uhrzeit."
Eine Videokamera hielt den Austausch von personifizierter Gegenwart und Vergangenheit des Ruhrgebiets fest. Die Beiträge und die einstudierten Theaterszenen bekamen Eltern, Verwandte oder Freunde auf der Zeche Schlägel und Eisen präsentiert, moderiert von den Kindern und Kumpels.
„Es waren zwei wertvolle Tage“, fasst OGS-Koordinatorin Jennifer Niehöfer zusammen. „Die Kinder haben Wissen über den Bergbau erhalten, aber noch viel wichtiger war die Herzlichkeit der Bergmänner. Sofort haben die Kumpel sich durch ihre offene und hilfsbereite Art bei den Kindern beliebt gemacht. Alle haben sich an den Spielen beteiligt. Dadurch hat die Gruppe sehr schnell zusammengefunden. Der unkomplizierte Umgang war sehr besonders.“
Das Konzept von „The Human Collider“ stammt von Darren O’Donnell und seinem kanadischen Künstlerkollektiv „Mammalian Diving Reflex“. Conny Kaiser, Kind des Ruhrgebiets und heute Performancekünstlerin und Regisseurin am Forschungstheater Hamburg, hat die Idee in ihre Heimat geholt. Gefördert wurde das Projekt durch den Fonds Soziokultur e.V.