31.10.2024
Hilfe dort leisten, wo die Not am größten ist
Weihbischof Rolf Lohmann besuchte Recklinghäuser Tafel.
Die Recklinghäuser Tafel verzeichnet mehr als 2200 Kunden. „Die Zahl der Menschen, die in gravierenden Notlagen leben, hat sich in den vergangenen drei Jahren verdoppelt. Die Armut ist in der Breite der Gesellschaft angekommen“, weiß Daniel Ruppert. Der Sozialpädagoge koordiniert für den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen seit fast elf Jahren die Arbeit der Tafel, die in diesem Jahr auf ihr 25-jähriges Bestehen blickt.
„Wir müssen mit weniger Lebensmittelspenden mehr Menschen versorgen. Die Situation ist dramatisch“, erklärte Ruppert seinem heutigen Gast, Weihbischof Rolf Lohmann. Der Bischof, der zuständig für die Region Recklinghausen/Niederrhein ist, wollte sich persönlich über die Arbeit der Tafel informieren. „Durch digitale Systeme disponiert der Handel seinen Einkauf effektiver. Einerseits begrüßen wir dies, da weniger Lebensmittel im Müll landen. Andererseits erhalten wir dadurch weniger Spenden“, erfuhr Lohmann.
Für zehn Prozent des Supermarktpreises können die Kunden bei der Tafel einkaufen, sofern sie einen Berechtigungsschein haben. „Das gibt ihnen das Gefühl, dass sie kein Almosen erhalten, sondern ihren Einkauf erwerben. Zudem wertschätzen sie die Lebensmittel mehr“, teilte Ruppert mit. Die Erlöse gehen an die Tafel, die aber zusätzlich auf Spenden angewiesen ist.
Der Betrieb wird zu 90 Prozent von Ehrenamtlichen getragen. „Rund 100 bis 120 Helferinnen und Helfer engagieren sich. Pro Tag sind 30 bis 35 Ehrenamtliche von jung bis alt im Einsatz“, erzählte Ruppert weiter. Unter ihnen sind auch Kunden, die sich auf diese Weise für das Angebot bedanken.
„Es ist eine tolle Arbeit, die Sie leisten. Dass sie notwendig ist, zeigt allerdings auch, dass etwas in unserem ganzen System nicht stimmt“, merkte Lohmann bei seinem Rundgang an und fügte hinzu: „Ich finde es besonders beachtlich, wie viele Menschen sich bei Ihnen einbringen.“
Begleitet wurde Lohmann von Jutta Beeking und Dr. Barbara Haase, die sich ehrenamtlich im Vorstand des SkF engagieren, Geschäftsführer Giancarlo Cillis und Wiebke Janssen, stellvertretende Geschäftsführerin. Von ihnen erfuhr er, mit welchen weiteren Angeboten der SkF die Menschen in Recklinghausen unterstützt. Dabei reicht die Bandbreite von der Betreuung in der offenen Ganztagsgrundschule und die Beratung für Geflüchtete in Unterkünften über die gesetzliche Betreuung bis zum Pflegekinderdienst. „Das ist das ureigene Engagement des SkF. Damit sind wir groß geworden“, berichtete Beeking. Aber auch in kleineren Projekten engagiert sich der Fachverband der sozialen Arbeit wie bei Angeboten für Kinder nach Trennung/Scheidung oder von psychisch kranken Eltern. „Wir schauen, wo die Not am größten ist und machen einfach“, erklärte die Vorsitzende.
„Aus unserem christlichen Bekenntnis nehmen Sie einen Auftrag wahr. Dafür danke ich Ihnen und den vielen Menschen, die sich engagieren“, würdigte Lohmann den Einsatz der Aktiven.